Sommerurlaub

Vernissage. Es ist laut. Hoffentlich viele Besucher, sonst leichte Enttäuschung. Ich sitze drinnen, die anderen draußen, sie trinken Wein, ich blase Luftmatratzen auf.

Meine ersten Besucher erschienen bereits am frühen Nachmittag, lang sind sie nicht geblieben. Der karge Raum, die vereinzelt herumliegenden Luftmatratzen, wohl nicht das richtige Ambiente für die Kunstinteressierten.

Dann, kurze Unterhaltung mit junger Künstlerin. Gut geglückter Informationsaustausch trotz Ablenkung durch schweraufblasbare gelbe Matratze.

Platzwechsel. Hocker statt Treppe. Nach Farben sortierte Luftmatratzen auf Heizung zu meiner Rechten. Ich starre aus dem Fenster. Passanten nicht interessiert.

Endlich, ein kleines Mädchen, mich anstarrend verharrt sie nur kurz in der Tür, sie muss zum Abendessen...

Die Eintönigkeit meiner Handlung ist durchbrochen von kurzen Phasen der Euphorie, wenn eine weitere Matratze mit Luft befüllt ist. Ich verschließe sorgfältig ihr Ventil und lasse sie auf den Boden zu den anderen gleiten. Gleich darauf entfalte ich auch schon die nächste Matratze und beiße solange auf dem Ventil herum bis endlich Luft in ihre Kammern strömt.

Matratze um Matratze füllt sich langsam der Raum und die zu Anfang vorherrschende Leere weicht den bunten luftbefüllten Plastikkörpern. Zunächst bedecken sie nur den Boden, dann beginne ich sie zu stapeln. Da sich Türme aus einzelnen Matratzen als zu instabil erweisen, beginne ich mit Hilfe einiger Besucher einen großen einnehmenden Turm in der Mitte des Raumes aufzubauen. Immer höher und immer breiter staple und stecke ich die Luftmatratzen in den Turm, bis er am letzten Tag die Decke erreicht und der Raum kaum noch durchquert werden kann.